Älter werden ist nichts für Weicheier…
… sagte schon Bethe Davies. Und der letzte ausführliche Blick in den Spiegel hat Folgendes gezeigt: Ohne große Ankündigung sind bei mir jetzt nicht nur offiziell ein paar Schrauben locker, sondern meine Haut ist auch nicht mehr die straffste.
Entgegen der Meinung von Oscar Wilde, der der Ansicht war, dass eine Frau, die ihr wahres Alter verrät, fähig ist, alles zu verraten, und in dem Wissen, dass ich durchaus in der Lage bin, Dinge für mich zu behalten: Ich werde bald fünfzig Jahre alt. Und falls es jemanden interessieren sollte: Nein, Winke-Ärmchen sind noch nicht in Sicht (Hallelujaaaaa!).
Über Zeit im Zusammenhang mit meinem Alter habe ich mir nie wirklich Gedanken gemacht. Und somit auch nicht über das Älterwerden. Ehrlich gesagt, war es mir immer piepegal, wie alt ich bin. Ich hatte nie «Berührungsängste». Aber nun bin ich in einem Alter, wo mich das Alter immer noch nicht wirklich interessiert, jedoch mein Umfeld.
So auch bemerkbar beim letzten Arztbesuch. Wörter wie Beckenbodengymnastik, Trockenheit an ungewollten Stellen, Kollagenreduktion, Abänderungsprozess und dringend benötigte zusätzliche Vitamine stehen plötzlich im Raum.
Als ich dort sass und dem Arzt zuhörte, dachte ich: Okay, vielleicht schätze ich ja meine Situation falsch ein. Vielleicht ist es ja nicht natürlich, sich in meinem Alter einfach gut zu fühlen, und eigentlich wäre ich reif für eine Totalsanierung. Nein, entschied ich und blieb dabei: Fünfzig Kerzen auf meiner Torte sind mir egal. Total egal. Was ich allerdings von der empfohlenen Ü50-Darmspiegelung nicht wirklich behaupten kann.
Doch nicht nur Ärzte scheinen Anteil an meinem Alterungsprozess zu nehmen, sondern auch die Werbung, wie das jüngste Ereignis zeigt. Als ich meine Post durchging, fand ich einen Modekatalog.
Ich nahm ihn in die Hand und betrachtete leicht irritiert das Cover. «Hmm …», dachte ich.
Ich fing an, ihn durchzublättern. «Okay», dachte ich, «alles eine Frage des Geschmacks.» Und dann kam ich bei der Unterwäsche an. Bustiers. Nein, nein, nicht die sexy Dinger, sondern die Oma-Dinger. Und ich dachte: «Ist das vielleicht eine Verwechslung?» Nein, war es nicht. Hinten waren ganz klar mein Name und meine Adresse aufgedruckt. Wie bitte? Ich nahm den Katalog wieder in die Hand und blätterte weiter. Und da sah ich sie: Paola. Für alle Unwissenden, was denn so schlimm daran ist: Bei aller Liebe, die Frau ist mehr als zwanzig Jahre älter als ich. Ich bin nun also offiziell in ihrer Zielgruppe. Die Marketingstrategen des Unternehmens hatten sich also dafür entschieden, dass ich für die Botschaft reif bin, die mir lächelnd im schwarzen Frottee-Homedress zuwinkte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Hier eine Frage meinerseits an dich: Wem glaubst du, dient es, dass du dir alt vorkommst? Die Antwort: sehr vielen, aber sicher nicht dir.
Ja, ich geb’s zu: Die Zeit vergeht schnell. Oder besser gesagt, sie ist sehr schnell vergangen. Habe ich nicht erst zu «I love Rock’n Roll» von Joan Jett & The Blackhearts meine Haare toupiert? Ich frage mich gerade, wie sehr die Frisuren der 80er und der damit verbundene Konsum von Haarlack im Verhältnis zum heutigen Ozonloch stehen?
Eigenartig. Noch heute, wenn ich diesen Song höre, bin ich wieder in meiner Teenie-Zeit. Da war so eine Art Feuer in mir, alles entdecken zu wollen. Alles war neu und aufregend. Es war eine Zeit, in der ich die Welt um mich erkundete, mit dem Ziel, mich immer wieder neu zu erfinden oder vielleicht auch zu entdecken.
So auch die Gruppierungen, die es zu dieser Zeit gab. Ich war ein Weilchen bei den Teddys (das sind die, die aussehen, als wären sie einem James-Dean-Film entsprungen). Aber nur, weil mir die Frisuren (auch hier eine Klima-Entschuldigung, da akuter Haarsprayalarm) und die Kleider gefielen. Als ich diese Phase hinter mir hatte, schlich ich mich heimlich zu Punk-Konzerten, um zu erkennen, dass ich eindeutig nicht der Typ für einen Irokesenschnitt war, mich jedoch mit dem Schwarz der New Waver identifizieren konnte.
Und wo hat es geendet? Mit Fiorucci-Jeans in der Disco. Und dort blieb ich dann auch. Was ich damit sagen will: Alles war so voll, so lebendig und irgendwie berauschend. Ich tauchte in völlig verschiedene Welten ein. Es war eine meiner schönsten Zeiten.
Und nun, Jahrzehnte später, habe ich viel erlebt. Etwas Neues ist fast nicht mehr zu finden. Wenn ich mal bummeln gehe und in die Schaufenster schaue, denke ich: Kenn ich schon, hab ich schon, war schon mal da. Und dieses Gefühl betrifft nicht nur die Mode, sondern viele Teile meines Lebens. Ich glaube, dass viele von uns eigentlich diesem Feuergefühl nachtrauern oder gar hinterherjagen. Dieses Gefühl des Neuen, des Lebendigseins. Ich denke nicht, dass es nur darum geht, dass die Haut mal straffer war und die Haare fester, sondern es ist das Gefühl, das wir hatten.
Einige von uns versuchen, dieses Rennen zu gewinnen, indem sie sich Operationen unterziehen, sich in den Konsum stürzen, auf Affären einlassen, jüngere Partner suchen oder exzessiver Sport treiben. Es ist das Gefühl des Brennens, das wir schmerzlich zu vermissen scheinen.
Ich verurteile diese Art des Umgangs mit der Trauer über vergangene Feuer nicht. Im Gegenteil: Jeder soll das machen, was für ihn stimmt. Aber seien wir ehrlich: Wir mögen wohl das Streichholz eine Zeitlang im Außen finden, das unser Brennmaterial entzündet. Aber auch das ist irgendwann mal zu Ende, und was bleibt ist Asche, die uns daran erinnert, dass es eigentlich sinnlos ist, unser Feuer im Außen zu suchen und dass wir Brenn-Junkies geworden sind, die nicht ertragen, dass Stille in uns ist. Vielleicht ist es besser, sich nach innen zu wenden und das Feuer zu finden, das wir uns selbst schenken können, und somit unabhängig vom Außen zu werden.
Vor ein paar Jahren traf ich in meinen Ferien zwei Frauen, die mich vom ersten Moment an völlig faszinierten. Die eine entdeckte ich, als sie gerade aus dem Wasser auftauchte. Es machte den Eindruck, als würde gerade Göttin Aphrodite höchstselbst emporsteigen. Ihre Art hatte etwas Zurückhaltendes und Erhabenes, und sie war wunderschön. Die andere Frau entdeckte ich, weil ich durch ihr Lachen auf sie aufmerksam wurde. Sie saß auf dem Liegestuhl neben ihrem Mann und las ihm etwas aus einem Klatschheft vor, wobei ihr orangefarbener Kaftan im Wind flatterte. Sie war eine etwas rundliche Frau und sprühte vor Lebensfreude, und auch sie war wunderschön. Ihre Lieblingsbeschäftigungen waren eindeutig lachen, mit dem Poolmann flirten, rauchen, Champagner trinken und, bevor das Morgenbuffet abgeräumt wurde, sich kurzerhand noch ein Croissant zu holen und herzhaft hineinzubeißen.
Beide Frauen waren für mich völlig faszinierend. Sie waren so faszinierend für mich, weil sie nicht dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre alt waren, sondern Mitte Siebzig! Sie waren so schön, weil sie Ausstrahlung, Charisma, Würde und Witz besaßen. Und auch wenn sie völlig unterschiedlich waren, so war jede doch ganz sie selbst. Jede dieser Frauen war authentisch, und das war zu spüren.
Und genau um das geht es doch: zu sich zu stehen und sich zu leben. Ja, sicher hatten die Frauen auch Zeiten, wo es ihnen schwerfiel, älter zu werden. Aber heute springt die eine ins Meer und die andere nippt an ihrem Champagnerglas, wenn sie denkt: So what!
Diese beiden Frauen waren enorm beeindruckend und inspirierend für mich. Sie haben mir einmal mehr gezeigt, dass wir uns so annehmen dürfen, wie wir sind.
Und falls es uns doch eines Tages ein Bedürfnis sein sollte, unsere Winke-Ärmchen zu verstecken: Für das gibt es ja schließlich wunderbar bunte Kaftans, die so herrlich mit dem Wind tanzen. Und vielleicht sollten wir es ihnen gleichtun und uns einfach dem hingeben, was ist. Wir können nicht unseren Körper oder unser Alter ändern, sondern nur unsere Einstellung dazu.
Und wenn je der Witz zu dir gelangen sollte: «Tanze niemals nackt, denn es gibt Körperteile, die nicht sofort bremsen, wenn die Musik aufhört» und du dich fragst, ob da vielleicht was Wahres dran ist: Glaub mir, lass es einfach, denn dann sind drohende Winke-Ärmchen noch das kleinste Problem!
Auf deinem einzigartigen Weg wünsche ich dir Licht und Frieden und das Bewusstsein, dass du nicht alleine bist…
Fühl‘ dich geliebt, getragen & gesegnet und lebe im Bewusstsein, dass du nicht alleine bist.
In Liebe,
Susanna
PS: Bist du auf der Suche nach Antworten in deinem Leben und an einer intensiven Zusammenarbeit mit mir und meinen Lichtern interessiert? Dann melde dich gerne bei mir.