#ichhabekeinezeit

Published On: September 2nd, 2021

Wenn du einen Hund hast, kennst du sicher folgendes Szenario:

Auf dem Weg in die Küche läufst du an deinem Hund vorbei, der in einer Art Trance auf dem Rücken liegt und gerade imaginären Hasen hinterherjagt. Du läufst also an ihm vorbei, kommst in der Küche an, öffnest die Kühlschranktür und «Zack», dein Hund steht schwanzwedelnd neben dir. Jedes Mal, wenn meine Hündin Puppy das tut, finde ich es lustig, aber ich frage mich auch: Wie macht sie das? Wann läuft sie eigentlich los, um exakt im Moment des Türöffnens neben mir zu stehen? «Egal», denke ich, «man muss dem Leben auch seine Mysterien lassen.»

Während ich in der Küche sitze und Gemüse schnipple, überlege ich mir, dass ein Wurststückchen Puppy dazu bringt, dass sie von ihrem Wohlfühlkissen aufspringt und wilde Hasenjagden (ich vermute mal, dass es Hasen sind, eindeutig bestätigt hat sie es mir noch nie 😉) hinter sich lässt. Klar, sie ist verwöhnt und auch verfressen. Aber trotzdem … Vermutlich betrachte ich das Ganze zu sehr aus der menschlichen Perspektive. So fragte ich mich, was mich denn dazu bringen würde, alles stehen und liegen zulassen? Also wenn es wenn es um Essen geht, würde ein einmaliges Rascheln mit der Paprikachips-Tüte reichen um mich in die Küche zu locken. Okay, ich stelle gerade gerade fest: Puppy ist nicht die einzig Verfressene in diesem Haushalt. Aber sonst? Mal überlegen… Genau: Es hat wohl keine Kalorien, kann jedoch genau so ungesund sein bei übermäßigem Konsum wie Paprika-Chips: Mein Handy. Du kennst sicher auch folgendes Szenario:

Du liegst auf dem Sofa, da klingelt das Handy. Sofern du nicht schon auf dem Erleuchteten-Weg bist, was den gesunden Umgang mit modernen Kommunikationsmitteln betrifft, und Handy Handy sein lässt, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit aufstehen und zu deinem Telefon laufen. Weitere Auswüchse können sein:

– Wenn Treffen – wie Meetings oder Essen – länger als 30 Minuten dauern, täuschst du vor, du müsstest auf die Toilette, nur um das Handy zu checken. (Und überhaupt: Wenn Knigge heute leben würde, würde er das Handy

in das Tischgedeck mit einbeziehen und es so platzieren, dass es direkt neben der Gabel liegt.)

– Wenn deine Tankanzeige beim Auto angibt, dass das Benzin noch für 20 Kilometer reicht, aber weit und breit keine Tankstelle in Sicht ist, ist das okay, wenn aber das Handy kurz vor dem Akku-Aus steht, gerätst du in Panik.

– Du surfst stundenlang im Internet auf der Suche nach neuen Kleidern, nein, nicht für dich, sondern nach einer Hülle für dein Handy.

– Bei Packlisten für Reisen steht der Akku fürs Handy noch vor dem Pass und Aspirin.

Im Flugzeug findest du keinen Moment so schlimm wie das Ausschalten und keinen so schön wie das Einschalten des Handys.

– Das Erste, was du am Morgen nach dem Aufwachen hörst, ist identisch mit dem Letzten, was du vor dem

Einschlafen hörst, nämlich «Ringeling»…..

Irgendwann wird uns bewusst, dass unser Umgang mit dem Handy, gelinde gesagt, vielleicht nicht ganz optimal ist. Und wir nehmen uns z. B. vor, das Haus beim nächsten Waldspaziergang mal ohne Handy zu verlassen.

An der Tür kommen Stresssymptome auf. «Ich bin nicht erreichbar», denken wir. Und unser Ego verwandelt das in «Und wenn was passiert?», und vor unserem geistigen Auge spielen sich die wildesten Szenarien ab: Omis, die den Knöchel verstaucht haben und Hilfe brauchen, oder vielleicht verlaufen wir uns und müssen stundenlang durch den Wald irren, nur weil wir kein Handy haben? Oder vielleicht fällt ein Baum auf uns? Und was sollen wir dann ohne Handy tun? Vielleicht müssen wir dann im Wald übernachten, weil uns niemand findet? Und wer weiß, ob wir die Nacht überhaupt überleben? Schließlich ist ja schon September. Da ist es jetzt ja auch nicht mehr soo warm. Was ich hier aufschreibe, läuft natürlich in Sekundenschnelle in unserem Kopf ab, und natürlich, wie könnte es auch anders sein: Das Handy muss mit. Nein, nicht weil wir nicht ohne es sein können, sondern aus rein pragmatischen Gründen selbstverständlich.

Manchmal erinnere ich mich an meine Kindheit. Alle, inklusive mir, hatten folgendes «Ich komm zu Hause an»-Ritual:

  1. Türe auf
  2. ein kurzes Hallo
  3. Frage Nr. 1: Ist etwas passiert?
  4. Frage Nr. 2: Hat mich jemand gesucht?

Und wenn ich gesucht wurde, lag die Notiz neben dem Telefon mit Wählscheibe, das in ein grünes Samtmäntelchen mit goldenen Verzierungen eingepackt war. An dieser Stelle kurz Klammer auf: Grünes Samtmäntelchen! Ist es nicht unglaublich, an was man sich alles erinnert? Klammer zu.

In dieser Zeit waren Handys in etwa so real wie das Beamen von Mr. Spock vom Raumschiff «Enterprise» auf seinen Heimatplaneten.

Im Ernst, das kann man sich heute ja gar nicht mehr vorstellen. Wenn mich heute jemand auf dem Festnetz anruft, sehe ich vor meinem geistigen Auge einen Steinzeitmenschen mit Felllendenschürze und einem Knochen am Ohr am Feuer sitzen, weil ich dann denke: Mamma Mia, die Steinzeit ruft mich an.

Ich weiß mein Handy wirklich zu schätzen, denn es ermöglicht mir Freiheit. Aber jedes Licht hat auch seinen Schatten. Und das wäre in diesem Fall die Abhängigkeit. Wenn wir zulassen, dass uns dieses kleine Kästchen kontrolliert oder gar terrorisiert, und das ist bei den meisten Menschen mittlerweile so, dann ist doch was schiefgelaufen? Wir stopfen unser Hirn mit Google, Instagram & Co. und Nachrichten aller Art voll, tragen Konflikte auf dem Handy aus, lassen zu, dass wir unendlich viel Zeit mit Banalitäten und sinnlosem Rumgescrolle verplempern, die wir wirklich sinnvoller nutzen könnten. Wie oft sagen wir: «Ich habe keine Zeit»?

Aber Zeit wofür eigentlich? Offenbar fehlt uns sogar die Zeit, um darüber nachzudenken, was wir mit mehr davon anfangen würden.

Wie wäre es, wenn wir uns z.B. die Zeit nehmen würden, unsere Freunde anzurufen, um nachzufragen, wie es ihnen geht, anstatt ihnen Nachrichten zu schicken? Und wie wäre es, wenn wir fixe Zeiten einplanen, in denen wir nicht ans Handy rennen? Was ich sehr empfehlen kann: einen Tag mal gar nicht kommunizieren. Einfach nur mit sich sein.

Diese ganze Handymania tut uns nicht gut und löst zusätzlichen Stress in uns aus. Der ist unserem Körper nicht zuträglich, nicht unserer Psyche und auch nicht unserer Seele. Diese kommt nämlich bei dem ganzen digitalen Geplapper kaum noch zu Wort.

Und mal ganz ehrlich: Müssten wir noch Briefe anstelle von E-Mails, SMS und WhatsApp-Nachrichten schreiben und diese zu Post bringen, würden wir uns sehr gut überlegen: Ist dieser Brief wirklich nötig? Wie viel soll ich schreiben, und vor allem WAS soll ich schreiben? Ja, es wäre mühsamer, aber vielleicht auch befreiender. Denn wir würden nur das tun, was wirklich wichtig ist.

Ich wünsche uns allen einen bewussteren Umgang mit dem Handy. Dass wir uns einmal mehr fragen und auch hinterfragen: Wo dient es mir, wo hindert es mich? Was brauche ich und wie viel davon?

Denn eines haben wir noch nicht wirklich begriffen: Unsere technischen Hilfsmittel haben fast unbegrenzte Speicherkapazität, wir Menschen aber nicht.

An dieser Stelle noch einmal zurück zu meinem Spiegel namens Puppy: Was ist denn unsere Motivation, was ist unser Belohnungs-Würstchen? Oder anders gesagt: Was ist unsere Nahrung, unser Guddi dabei? Vielleicht: #ichwillnichtsverpassen, #ichbinsowichtig, #ichmussimmererreichbarsein?

Und wenn wir unsere Antwort gefunden haben, bleibt noch die eine Frage zu klären:  #werbinichohnehandy?

Fühl‘ dich geliebt, getragen & gesegnet und lebe im Bewusstsein, dass du nicht alleine bist.

In Liebe,

Susanna

PS: Bist du auf der Suche nach Antworten in deinem Leben und an einer intensiven Zusammenarbeit mit mir und meinen Lichtern interessiert? Dann melde dich gerne bei mir.